Hallo Joscha,
nach dem was Du schreibst, könntest Du Lettmann gleich treu bleiben und einen
Streamliner fahren. Der Werbetext soll zwar in den Fingern kribbeln, aber ein Exrennfahrer würde sich da im Leben nicht reinsetzen. Der SL ist statt dessen ein flottes, stabiles und unkompliziertes Boot, mehr Wanderboot. Gibt man Druck, merkt man dass er bald eine stattliche Welle zieht. Bei Wellen von anderen oder Windseen, die aus achterlichen Richtungen auflaufen, giert er wie wohl alle Boote dieser Kategorie etwas hin und her, aber man gewöhnt sich dran. Bisher konnte jeder Wanderfahrer, der einen Prijon fahren kann auf Anhieb einen Streamliner fahren, ohne bei glattem Wasser nur die geringsten Schwierigkeiten zu kriegen. Lettmann bietet sogar eine Variante mit Schenkelstützen, Tretbootsteuer, Rückenlehne (... , Kopfstützen, Armlehnen :-P ?) an. Ich würde ihn trotzdem mit geschlossenen Knien und Pinne fahren. Gebraucht werden sie immer mal wieder zu relativ erfreulichen Preisen angeboten, was u.a. damit zusammenhängt, dass es ihn in einer einfachen MK zum fairen Einsteigerpreis gibt. Den würde ich mir als erstes angucken. Wenn er dir langweilig wird, was mir unausweichlich scheint, wirstt Du einen gebraucht gekauften mit wenig Verlust wieder weiterverkaufen können.
Neumann
Coastfighter oder
Escape sind in der Reihenfolge schneller, ziehen weniger Welle, sind deutlich instabiler, sehr haltbar und auch sonst gut verarbeitet aber weniger oppulent ausstaffiert. Den Escape fahre ich als Kaltwasserboot. Er ist deutlich schneller und instabiler als ein Streamliner. Wer "nur" mit dem SL gut zurecht kommt, wird im Escape sein blaues Wunder erleben. Die Breite hat, wie man beim Vergleich dieser Booten sieht, nur ganz minimal etwas mit der Stabilität zu tun.
Die Rümpfe in der MK3 sind erstklassig verarbeitet, das sereienmäßige Steuer robust und nicht krautanfällig, aber die Einbauten scheiden die Geister, denn sie versprühen den Charme des Minimalismus, sind aber absolut haltbar. Gebraucht findet man sie sehr selten, denn fast keiner der sowas hat, gibt es ohne Not wieder ab.
Wieder etwas schneller und etwas instabiler die
Viper von Nelo, die eine Weiterentwicklung des Escape ist, der bei Nelo Razor hieß oder heißt. Für den Mehrpreis bei Nelo bekommt man ein Boot, das aus einer schickeren Form stammt und mit wertig anmutenden Einbauten glänzt. Die einfache Materialklasse ist wie bei dem Streamliner schwerer, nicht so steif und ähnlich erschwinglich.
Ein Vorteil dieser runden Querrisse ist, dass sie keinen Kippunkt haben, wie man es bei den betont abgeflachten Abfahrtsbooten und auch einigen sog. Masterkajaks hat. Mehr würde ich mir an deiner Stelle nicht zumuten. Wenn doch mal was schief geht, sind alle vier genannten Boote hinten geschottet und man kann sie nach einer Kenterung auf dem Wasser leerösen und am besten von achtern wieder besteigen. Das Deck hält das aus. Das ist ein erheblicher Sicherheitsaspekt, den ungeschottete Boote so nicht bieten. Ein Vorteil gegenüber Skis ist, dass sie im Winter mit Spritzdecke wärmer sind und dass man noch eine Kleinigkeit tiefer sitzt.
Mit Steuerfinne hat man
kein "
ein trockenes Fach für Wechselklamotten." Die Steuerhülse endet unter dem Deck und ein paar Tropfen kommen immer rein.
Ein Preistipp wäre ein älteres Abfahrtsboot, die wohl ausnahmslos schneller als der Streamliner sein werden und einige schneller als der Escape ... aber je nach Breite auch kippliger. Im Gegensatz zu Escape und Viper haben sie stattliches Volumen im Bug. Wenn Du gut und gerne kantest, könntest Du Spaß daran kriegen. Wenn nicht – vergisses! Sie stecken zwar Wellen ganz gut weg, am besten, wenn sie nicht ausgerechnet von der Seite kommen, aber sie sind herbe windanfällig. Es gibt Leute, die sie so auf die Kante legen können, dass sie sie auch bei 5 Bft. in jede Richtung fahren können.
Ich fahre jetzt im Winter öfter Abfahrtsboot, einen älteren Prijon, einen der Vorgänger vom
Loisach, der angenehm flott läuft, aber vor allem weil ich auf die Weise bei Hochwasser das Steuer nicht an Treibgut ruiniere und weil ich dadurch kein Privatboot verladen muss. Ein Nachteil beim Besteigen des Abfahrtsboots ist das kleine Loch. Ist man erstmal drinn, ist es schön, aber rein und raus ohne Steeg wäre mistig.
Etwas stabiler als ein Escape wäre im Ski-Segment der
Bluefin, der in der einfachen MK zum Kampfpreis angeboten wird und den zwei unserer Vereinsmitglieder mit viel Begeisterung fahren. Weil ich ihn nie selbst gefahren habe, kann ich ihn von seinem Potential nicht gut mit den anderen Vergleichen. Eine herbe Enttäuschung wird auszuschliessen sein. Ich denke mir, dass er zwischen Streamliner und Coastfighter einzuordnen wäre.
Wegen kalten Beinen im Winter hat sich ein Skifahrer eine Spritzdecke mit umlaufendem Klettband von einem Schneider nähen lassen. Er ist auch jetzt im Winter damit zufrieden.
Chris